Urlaub Wales 2005

Urlaub 2005 in Wales - Unterwegs in Sachen Hund

Endlich war es wieder soweit: Ferienzeit! Nachdem wir im Sommer 2004 bereits in Groß Britannien waren und unsere Vierbeiner somit alle Anforderungen des Pet Travel Scheme erfüllten, stand unser Urlaubsziel auch dieses Jahr fest: Es ging wieder auf die Insel, um genauer zu sein nach Wales.
Alle Untersuchungsergebnisse, die Chipnummer und die Behandlung gegen Endo- und Ektoparasiten mussten in den neuen, nun zwingend erforderlichen EU-Tierausweis eingetragen werden. Dadurch fallen die ganzen bisherigen Formulare weg und der Schreibaufwand reduziert sich erheblich. Dafür mussten wir bei der Fährbuchung zu unserem Erstaunen feststellen, dass Hunde speziell eingebucht werden müssen und dem entsprechend auch extra kosten, und das, obwohl sie während der Überfahrt nicht einmal aus dem Auto dürfen. Wir empfehlen daher sich vor der Fährbuchung genau zu informieren, wie hoch der Zuschlag für Tiere ist, da die verschiedenen Fährgesellschaften unterschiedlichste Tarife haben.

Unser alter VW-Campingbus war gepackt und so machten wir uns erst mal auf den Weg von Süddeutschland zu unserem Fährhafen Calais. Wenige Kilometer vor Calais gab es noch einen ausgedehnten Spaziergang am Strand, damit unsere beiden Vierbeiner die Überfahrt auch gut überstanden. Am Fährhafen erwartete uns eine neue Überraschung: Wurden Fahrzeuge mit Tieren letztes Jahr noch gesondert eingecheckt, die Hunde genau kontrolliert und auf der Fähre ganz vorne platziert, so wurden wir dieses Jahr nach einem nur kurzen Blick in den Tierausweis einfach normal durchgewunken und standen auf der Fähre inmitten der restlichen Autos und Wohnmobile ohne Hund. Die Überfahrt selbst verlief ohne Probleme und nach 1½ Stunden legte unsere Fähre sicher in Dover an. Scotti und Muffin sind das warten im Auto gewöhnt und haben recht verschlafen drein geschaut als wir wieder zum Camper kamen.
In Dover hieß es dann erst mal aufgepasst, da in Groß Britannien Linksverkehr herrscht. Als erstes stand ein kurzer Spaziergang mit den Hunden an. Also raus aus der Stadt und hoch zu den Klippen, aber Vorsicht, denn es gibt hier keinerlei Sicherheitsabsperrungen.
Weiter ging es Richtung Wales. In dem mittelalterlichen Marktstädchen Marlborough (Nord Wessex) gönnten wir uns einen Zwischenstopp und schlenderten über den Marktplatz, die Hunde natürlich mit dabei. Es empfiehlt sich immer genügend Kottüten dabei zu haben, da in Great Britain zum Teil hohe Strafen fällig werden, wenn man die Hinterlassenschaften seines Hundes zurücklässt. Es wird einem aber auch einfach gemacht seine gefüllten Kottütchen zu entsorgen, da genügend öffentliche Mülleimer herumstehen. Und außerdem machen es auch alle Einheimischen. Man fällt also auch gar nicht auf, überhaupt mit einem Border Collie/Sheepdog/Farmdog an der Leine.

Über die Severn Bridge bei Bristol gelangten wir dann nach Wales. Es fällt einem sofort auf, da der „Rote Drache“, das walisische Nationalsymbol, überall zugegen ist und alle Ortsnamen und Hinweisschilder zweisprachig sind. Besonders die Ortsnamen klangen für uns, die wir zwar recht gut Englisch können, aber natürlich kein Walisisch, sehr befremdlich. Nachtstation bezogen wir auf einem Campingplatz am Südrand des Brecon Beacons Nationalparks am Llwyn-on Reservat nahe bei Merthyr Tydfil. Der nahe gelegene Stausee versprach ideale Wanderwege und Bademöglichkeiten für die Hunde, doch leider mussten wir, wie so oft, feststellen, dass die Wege nur für Angler oder andere „Befugte“ ausgewiesen waren und um den gesamten See zudem Hundeverbot herrschte. Der Idylle selbst tat dies jedoch keinen Abbruch, besonders da das Wetter einfach toll war und der typische Regen bisher ganz fehlte.

Über die Brecon Beacons und Llandeilo ging es bei einsetzendem Nieselwetter weiter nach Ammanford, wo wir eigentlich Mike und Christine und ihre Pentwyncoch Sheepdogs besuchen wollten. Leider waren die zwei unterwegs bei den Local Sheepdog Trials. Als Ersatzprogramm wählten wir einen Besuch der Ruine des Carreg Cennan Castle in nahe gelegenen Trapp. Leider waren auch hier bereits beim Aufstieg zur Ruine über private Schafweiden Hunde nicht erwünscht und so sahen wir auch dieses Castle nur vom Fuß des Burgberges. Die Suche nach geeigneten Wanderwegen gestaltete sich oftmals etwas schwierig, da in Groß Britannien nur wenige Wege öffentlich sind. Aber es gibt sie, die „Public Footpathes“. Teilweise sind es schöne Wanderwege, manchmal ausgeschilderte Trampelpfade, doch was bringt so ein Schild mitten auf der Autobahn oder ohne jede Haltemöglichkeit im näheren Umkreis. Hat man dann einen geschickten Weg mit Haltemöglichkeit gefunden endet der Weg oft nach kurzer Zeit im Dickicht oder am Stacheldraht.

Die Reise führte uns danach über das Städtchen Carmathen Richtung Westen an die Küste von Pembrokeshire. Dabei fielen uns einige Plakate auf, die auf die Pembrokeshire County Show auf dem Fluggelände von Haverfordwest hinwiesen. Spontan entschieden wir uns dort vorbei zu schauen. Auf dem Programm standen das Richten von Schafen, Rindern, Pferden und Geflügel. Außerdem war auch Mr. Hywel Davies mit einer seiner Vorführungen mit Sheepdogs und Laufenten da. Weiterhin gab es ein Local Sheepdog Trial, bei dem auch Mr. John Rees startete. Er gab uns bereitwillig Auskunft über die unterschiedlichen Hunde und klärte uns über Stärken und Schwächen der einzelnen Teams auf. Die Companion Dog Show erweckte unser Interesse und wir fanden die Idee einfach witzig, unterschiedliche Rassen im gleichen Ring zu bewerten und auch die Preise waren lustig. Es gab einen Preis für den Hund, der am besten mit dem Schwanz wedelt (waggiest tail), einen für das beste Team (best 6 legs), einen für den Hund der bisher keinen Preis gewonnen hatte und viele weitere Platzierungen, so dass niemand leer ausging. Für Ursel war das Highlight jedoch die Agility Competition, bei der der Walisische Meister im Agility gesucht wurde. Drei Agility-Ringe standen nebeneinander, so dass Anfänger, Minis und Maxis gleichzeitig liefen. Am liebsten wäre sie mit Muffin gleich gestartet, die extreme Sprunghöhe sowie die hohen Kontaktzonengeräte schreckten jedoch ab. Natürlich war auch hier wie bei uns das Starterfeld vorwiegen von Border Collies dominiert. Das Programm der County Show wurde durch eine Unzahl von Verkaufs- und Präsentationsständen vor allem im landwirtschaftlichen Bereich abgerundet und wir genossen einen leckeren Lambburger als Lunch.

Das nächste Ziel auf unserer Rundreise war das Badeörtchen Newgale mit seinem langestreckten Sandstrand.
Von unserem Campingplatz auf der Steilküste konnten wir den gesamten Strand überblicken. Der Pembrokeshire Coast Path lief direkt an dem Campingplatz vorbei, so dass die Spaziergänge für unsere beiden Vierbeiner gesichert waren. Auch am Strand waren Hunde erlaubt. Die Wellen fanden beide spannend, das Salzwasser schreckte sie jedoch etwas ab, schmeckt halt doch nicht so toll.
Von hier aus besuchten wir Solva, das während der Auswanderung ein stark frequentierter Hafen war, und St. Davids mit der größten Kathedrale in Wales und der Ruine des Bischofpalastes.

Auf der Weide zwischen Kathedrale und Bischofspalast sahen wir dann auch einige der Cathedral Black Angus wieder, die wir auf der Pembrokeshire Show einen Tag zuvor sahen.
In Berea, nur drei Meilen entlang der Küstenstrasse in Richtung Norden betreibet Anna Lou Daybell zusammen mit der Lovering-Familie die „Tremynnydd Fach Coastal Farm“ und veranstaltet mit ihren Pembrokeshire Sheepdogs Hütevorführungen. Ihr Hund Storm, der Senior und jetzt in Trial-Pension, ist dabei der Star und man merkt sofort, dass Storm „ihr“ Hund ist. Auf dem nett und übersichtlich gestalteten Gelände zeigt sie zuerst die Anfänge des Away/Come By-Trainings mit jungen Hunden am Roundpen. Danach werden nach und nach mit unterschiedlichen Hunden die nächsten Trainingsschritte gezeigt. Durch ihre ganz spezielle Art kann sie den Zuschauern die jeweiligen Trainingsschritte und deren Schwierigkeiten sehr gut verdeutlichen. Durch kleine Showeinlagen mit Laufenten, Ziegen und schwarzwolligen Schafen werden auch die jungen Zuschauer gefesselt und die älteren schmunzeln mit. Scotti war die ganze Zeit mit Argusaugen bei den Schafen und hätte am liebsten mitgemacht. Muffin hingegen genoss die Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten einiger Zuschauer. Nach der Vorführung kommt Anna Lou vorbei und hält gerne auch mal ein Schwätzchen, erklärt bereitwillig wie eine Sheepdog Whistle funktioniert und erzählt von Trials, Handlern und Hunden.
Über die Küstenstrasse machten wir uns dann auf in Richtung Norden nach Aberaeron. Unterwegs gab es noch einige kurze Spaziergänge an der Küste, bevor wir uns dann durch die engen Gassen der Universitätsstadt Aberystwyth schlängelten. Sowohl die Hunde als auch ihre Menschen waren total geschafft von Shopping, Sightseeing und Afternoon Tea, so dass unser nächstes Reisehighlight etwas ruhiger werden durfte.

Das Welsh National Sheepdog Trial in Tregaron stand bevor. Die Location konnte nicht besser gewählt sein. Tregaron war schon immer bekannt als Treffpunkt von Viehtreibern und –züchtern. Am Vorabend trafen die ersten Teilnehmer mit ihren Wohnwägen ein und beäugten kritisch das Trialfield. Abends traf man sich im Talbot Hotel zum gemütlichen Umtrunk und diskutierte die Schwierigkeiten des Feldes, sprach über unterschiedliche Schafe und natürlich über Hunde.
Das Trialfield lag an einem Hügel, von dem die Schafe herab getrieben werden mussten. Die Schwierigkeit beim Outrun bestand darin, dass auf halber Höhe eine Buschreihe den Hang teilte und viele Hunde entlang dieser Buschreihe liefen ohne sie zu durchqueren. Dadurch waren oftmals Zusatzkommandos des Handlers notwendig, um den Hund zu den Schafen zu bringen. Danach mussten die Schafe den Hügel hinab zum Handler getrieben werden (Fetch). Nicht selten brachen die recht lebhaften Schafe hier seitlich aus und verpassten das Gate. Der Drive verlief parallel zum Hang und wurde meist gut bewältigt, wenn auch das eine oder andere Schaf nicht durch die Gates gelangte. Deutliche Schwierigkeiten zeigten sich beim Pen da die recht flüchtigen Schafe nicht immer gleich rein wollten und nicht selten war die Zeit (15 Min) um und es hieß „Beaten by the Time“.

Der erste Tag zeigte einige durchschnittliche Läufe, bevor Alun Jones mit Bill Maßstäbe setzte und einen Lauf mit 190 Punkten vorlegte. Damit erreichte er den zweiten Rang und gewann auch die Driving Competition. Im Laufe des Vormittags wurde es schwül-warm und auch sehr bekannte Teams wurden ein Opfer der Hitze, so Aled Owen mit Moss und J. Gilchrist mit Spot. Nach dem kurzen Lunchbreak, den wir im ISDS-Tent beim Shopping verbrachten, kam etwas Wind auf, es kühlte deutlich ab und leichter Nieselregen setzte ein, so dass sich die Bedingungen für die Hunde deutlich verbesserten. Nigel Watkins mit Moss erreichte 192 Punkte und sicherte sich damit den Sieg.
Der zweite Tag begann mit sehr vielen abgebrochenen Läufen, bevor John Rees, den wir von der Pembrokeshire County Show kannten, mit seiner Hündin Floss und einem Resultat von 187 Punkten wieder „up to qualifing standard“ waren. Am Nachmittag startete Mrs. Martha Morgan, die Lokalmatadorin aus Tregaron, mit der wir einen Großteil der Läufe gemeinsam ansahen und die jeweiligen Probleme der Teams erklärt bekamen. Leider war auch hier die Zeit vorbei, bevor sie alle Schafe im Pen hatte. Am späten Nachmittag gelang D. Owen mit Whiterose Sim wieder ein hervorragender Lauf der ihm mit 188 Punkten den dritten Platz einbrachte. Sheepdog Trials auf diesem Niveau sind spannender als ein Krimi und es fiel uns Menschen, vor allem aber Scotti schwer am Ende des zweiten Tages das Trialfield vorzeitig zu verlassen, aber die nächste Verabredung wartete.
Wir zogen weiter zum absolut gegensätzlichen Programm:
Zur Welsh Kennel Club Show nach Builth Wells. Auf die Frage welcher Weg denn der Beste sei, hieß es: „Take the small road over the Mountains and on the top after the phone cell to the left“. Also folgten wir der Anweisung und fuhren über die Tywi Mountains.

Erst ging alles ganz locker, doch dann wurde die Strasse immer schmaler und steiler und am steilsten Teil waren es dann 25% Steigung und unser Bussle hatte schwer zu kämpfen. Wir wurden dafür aber mit einer herrlichen Landschaft belohnt und unsere Hunde mit einem schönen Wanderweg entlang einem Bach, in dem sie dann auch schwimmen durften. Auf der Passhöhe stand dann tatsächlich eine rote Telefonzelle und danach ging die Straße links ab nach Builth Wells.

Auf der Welsh Kennel Club Show waren wir mit Karen Dalglish verabredet. Sie kam von Schottland herunter und stellte ihren Rüden Sheltysham Shay of Corinlea, sowie ihre Hündin Tonkory Sana at Corinlea aus. Auch weitere namhafte Züchter gaben sich bei dieser Ausstellung ein Stelldichein. So trafen wir Sue Ader, Doug Collier, Mrs. Mockford und ihre Snowmeres und viele mehr. Wen wundert es bei über 150 Meldungen. Karens Shay erreichte letztendlich das BOB, ihre Sana wurde Zweitplazierte bei den Hündinnen. Auf der Show musste dann auch der Geldbeutel wieder heftig bluten, standen doch Bücher, Bürsten und anderes Hundezubehör auf der Shopping Liste. Scotti kam so zu einer Schäfchendecke, die er eigentlich gar nicht braucht.
Zum Abschluss hatten wir noch drei ruhige Tage bei unseren Bekannten in der Nähe von Church Stretton mit netten Wanderungen über den Long Mynd, bei denen sich Scotti und Muffin noch mal so richtig austoben konnten bevor wir nach zwei interessanten Wochen in Wales wieder Richtung Dover und Fähre aufbrachen. Trotz der langen Anreise steht für uns auf jeden Fall fest: Auch wenn die ganze Sache nicht sehr günstig ist, geht es 2006 wieder nach Great Britain und ein National Trial soll auch wieder dabei sein.

Diesen Artikel findet ihr auch im Deutschen Border Collie Jahrbuch 2006 von Angela Seidel und Achim Uhlenhut.
Natürlich gibt es noch Unmengen weiterer Bilder, eine größere Auswahl würde jedoch den Rahmen der Homepage sprengen.
Sollte jemand Tipp für den Urlaub in Groß Britannien benötigen, auch zwecks Einreise mit Hunden, eine Email genügt.

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© Wolfgang Henle & Ursel Schön