Ausbildung und Sport

Vier Wochen nach Scottis Ankunft in Deutschland war es dann soweit: Scottis erste Unterrichtsstunde in der Welpengruppe des HSV Thanheim stand an. Scotti hatte sich sehr gut an die neue Heimat gewöhnt und war auch schon ganz gut auf Ursel und mich geprägt, so dass wir uns keine größeren Gedanken machten. Aber es kommt ja doch alles anders. Auf dem Hundeplatz waren auf einmal so viele andere Welpen mit denen Hund in echter Hundemanier toben konnte und da gerieten seine Menschen erst mal in Vergessenheit. Unsere Trainerin Claudia Wanner verstand es allerdings sehr gut ein Heranrufen auch unter Ablenkung erfolgreich zu machen. Kommandos wie Sitz und Platz wurden genauso geübt wie auch das Verhalten gegenüber anderen Hunden und Alltagssituationen im Stadtbereich. Unter der Woche festigten wir die auf dem Hundeplatz antrainierten Kommandos bei den Spaziergängen und an der “Alltagstauglichkeit” wurde gefeilt. Scotti durfte mit mir zu Vorlesungen an die Uni Hohenheim und konnte dort in den Vorlesungspausen den Campus und die Caffeteria unsicher machen. Er begleitete uns bei Einkäufen auf dem Wochenmarkt, beim Essen gehen und auch schon mal in Kneipen und Biergärten. Scotti entwickelte sich sehr gut und mit etwa fünf Monaten kamen wir in die Junghundegruppe.

Dann der Rückschlag: Seine Hütevorfahren schlugen durch und Scotti fing an Autos zu hüten. Nicht immer, aber seine neue Leidenschaft machte ihn im Straßenverkehr unberechenbar. Mit konsequentem Training unter Anleitung von Claudia Wanner bekamen wir das Problem so weit in den Griff, dass er als Ersatzhandlung beim ersten Anzeichen eines Autos Richtung Straßenrand lief und sich dort ablegte. Sein Ball als Belohnung dafür war ihm doch wichtiger als die Autos! Aufgrund dieser Probleme habe ich anfangs immer Abstand von einer Hüteausbildung für Scotti genommen, vor allem aber da ich keine regelmäßige Möglichkeit zur Arbeit an Schafen bieten konnte und das nur “einmal im Monat Hüten” für mich nicht befriedigend war.

Die nächste Stufe in Sachen Erziehung sollte die Begleithunde- prüfung sein. Und auch hier wieder ein Rückschlag: Scotti schnitt sich beim spielen auf der Wiese die linke Vorderpfote auf und musste genäht werden. Das hieß acht Wochen Zwangspause und der angepeilte BH-Termin war passé.
Am 07.10.2001 war es dann endlich soweit. Scotti absolvierte beim HSV Thanheim die BH-A als Tagesbester. Einer weiteren sportlichen Karriere stand also nichts mehr im Wege und so begannen wir mit dem Agility-Training.

Scotti bei unserer BH in der Menschengruppe, Okt. 2001

Zuerst kam das Anlernen der Geräte. Tunnel, Sacktunnel, Hürden und A-Wand kannte er in Grundzügen schon von der Junghundegruppe. Die Geräte waren jetzt aber zum Teil richtig hoch. Wippe und Steg waren auch recht leicht zu erlernen. Problematischer waren da schon der Reifen und der Slalom. Als größtes Handicap stellte sich allerdings Herrchen heraus, das einfach viel zu langsam war, den Parcour vergaß oder beim Laufen unkontrolliert mit den Schultern zuckte und Scotti so nie richtig durch den Parcour führte.

Trotz allem folgten im Frühjahr 2002 die ersten Starts im A0. Der größte Erfolg war dabei der dritte Platz beim Turnier des Hundetreffs Albstadt im Juli 2003. Anschließend folgten noch einige Starts im A1, wo wir einige Male ganz passable Mittelplätze erkämpften. Ab Herbst 2004 durfte dann Ursel mit Scotti Agility laufen und nahm mit ihm gleich bei einem Agility- Seminar unter Leitung von Roland Lutz aus Luxemburg teil.

Nachdem Scotti aber immer wieder hinkte nahm ich ihn komplett aus dem Agility heraus. Bei einer genaueren tierarztlichen Untersuchung stellte sich heraus, dass er eine Bänderdehnung in der linken Vorderpfote hat.

Agility blieb nicht unsere einzige Sportart. Seit Mai 2003 betreiben wir recht erfolgreich Obedience. Andrea Sperling aus Aalen brachte uns auf diesen damals noch sehr neuen Hundesport. Wir besuchten vorab als Zuschauer eine Prüfung, um zu sehen was Obedience eigentlich ist und nahmen bei Andrea an einem Einführungsseminar teil. Unsere erste Prüfung liefen wir nach einem Trainingsseminar bei Ton Hoffmann (NL) im August 2003 in Giggerlsöd bei Gars am Inn. Wir absolvierten die Beginner-Prüfung mit 286,5 Punkten und der Formnote “vorzüglich”. Damit war der Aufstieg in die Klasse 1 geschaft.
Bereits eine Woche später stand schon die nächste Prüfung an, diesmal in Aalen-Westhausen, wieder unter Richter Ton Hoffmann. Hier belegten wir in der Klasse eins den ersten Platz mit 270,5 Punkten und Formnote “vorzüglich”. Damit waren wir qualifizert für die Klasse 2.

Obedience-Prüfung
 in Gars am Inn, August 2003
“Stehen und Betasten” bei den Beginnern

Es folgten noch einige Starts in der Klasse eins, bevor wir uns im Februar 2004 in die Klasse 2 wagten. Leider konnten wir diese Prüfung nicht auf Anhieb bestehen, was sowohl am Trainingsmangel durch die Winterpause als auch an der ungewohnten Halle lag. Es folgten mehrere Starts in der Klasse 2 mit unterschiedlichem Erfolg bis wir im Oktober 2004 bei der Obedience-Prüfung beim HSF Degerloch unter Richter Johann Kurzbauer (AT) mit einem “vorzüglich 1” den Aufstieg in die FCI-Klasse erlangten.

Den ersten Start in der Klasse 3 mussten wir aus mehreren Gründen aufschieben, doch im September 2005 konnten wir dann endlich loslegen. Bei der Prüfung des VdH Reutlingen erreichten wir bei unserem ersten Start in der “3” unter Richterin Angela Borkhart ein gut und wir beide waren damit richtig zufrieden.
Bei unserer zweiten Prüfung konnten wir unsere bereits erzielte Leistung leider nicht wiederholen, aber wir haben über die Wintersaison trainiert und werden dieses Jahr natürlich wieder einige Prüfungen absolvieren.
Obedience ist irgendwie zu “meiner” Hundesportart geworden. Deshalb versuche ich immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Ich nahm  mit Scotti aktiv bei mehreren Obedience-Seminaren teil, um unterschiedliche Trainingsmethoden und Problem- lösungen zu sehen.

Scotti beim Obedience,
Sitzen in der Gruppe

Seminarleiter waren unter anderem Ton und Rita Hoffmann aus den Niederlanden, Rolf C. Franck,  Johann Kurzbauer aus Österreich, John van Hemert mit seinem Tervueren Milton aus Holland und Heidi Billkvam aus Schweden. Ich besuchte das Trainerseminar Obedience beim swhv und bin seit Mai 2004 Trainer für Obedience und wurde im swhv auch schon mehrmals als Ringsteward eingesetzt.
Im HSV Thanheim leitete ich einige Zeit die Obedience-Trainingsgruppe und Ursel und ich organisierten  zwei Obedience-Prüfungen mit Trainingsseminaren unter Johann Kurzbauer. Bei der Obedience-WM in Dortmund 2002 und bei der EM 2005 in Österreich waren wir als Zuschauer und von den Leistungen der Teilnehmer mehr als beeindruckt.
Seit Herbst 2004 betreue ich die Kreisgruppe 11 des swhv als Obmann für Obedience. Die Vereine werden über alle Neuigkeiten informiert, das Kreisgruppen-Training wird organisiert und geleitet und als Höhepunkt gab es im November 2005 ein Obedience-Seminar für die Tainer der KG 11 mit John van Hemert (Ein Bericht dazu im dhv-Hundesport 1/06 oder unter News).

Scotti beim Metallapport über die Hürde

Durch die Leidenschaft “Border Collie” ergaben sich neue Freundschaften. Ganz besonders zu erwähnen sind hier Susi mit Chili und Sam, Barbara Brenner mit ihren beiden Borders Kati und Mirk, Andrea Sperling mit Kai, Sonja und Nina Deiß mit den Borders im “Cottage of Harmony” und viele mehr, die hier nicht alle namentlich erwähnt werden können. Einen Großteil unserer Hunde-Ausstattung stammt von Katja und Brian Smith (Qualidog) mit ihrem Australian Cattle Dog Kacey.

Bei Nina hatten wir nach der Gewöhnung und den ersten Hüteversuchen an unseren Laufis auch die ersten ernsthaften Hütetrainingseinheiten an Schafen. Anfangs zögerlich fand Scotti dann sehr schnell Spass an der Sache und war eifrig dabei und zeigte sich auch nicht ganz unbegabt. Diese Trainingseinheiten wollen wir weiter vertiefen und so für den nächsten Hund schon mal einige Vorerfahrungen sammeln. Hier möchten wir uns auch ganz besonders bei Anja Witte mit Glen bedanken, die uns auch einige Trainingseinheiten gab.

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© Wolfgang Henle & Ursel Schön